Mein Beitrag in der WOZ vom 25. Januar 2018 über die Bolex Kamera die in Solothurn gefeiert wurde. (PDF herunterladen)

Eine animalisch glänzende, gestählte Feder in einen eisernen Kasten gezwängt, ein Haken, der ein weiches Band von Zelluloid vor einem gläsernen Loch durchzieht, und fertig war das Meisterwerk aus den dunklen Uhrmacherwäldern des Schweizer Jura: die Ur-Bolex, die Hi6. Diesen schwarzen, lederbezogenen Schädel hielt ich mir während Jahren vor meinen eigenen, und wenn es im eisernen ratterte, mahlte, zog und zerrte, ging meiner in Trance über.

Die Vibrationen übertrugen sich auf meine Knochen, das leise Wimmern an meiner Schläfe, wie ein kleines Kind fühlte sich das ratternde Kistchen an, es brauchte mich als Papa, weil es nur so auflebte und kicherte, wenn ich auf den Auslöser drückte. Wie ein Vater liebte ich dieses Kleinkind, knutschte das kühle Blechbaby und hielt es warm, in den eisigen Nächten der «Geschichte der Nacht». Vielleicht bin ich zu empathisch, andere Kameraleute bezeichneten es oft nur als «die Mühle», das tat mir weh, ich war ein Kameraversteher.

Das eiserne Kind besass vorne drei treuherzige Augen, die man im sanften Würgegriff auf einer Tanzfläche herumschieben konnte: das Normalauge, das Fernauge und das Weitauge, alle von einer Qualitätsfirma aus Aarau hergestellt. Das Maschinchen selbst war eine Erfindung eines russischen Medizinstudenten und Ingenieurs aus Genf und eines Musikdosen-produzenten im Jura.

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